Das Mädchen

Meine Kindheit

Ich wurde 1966 geboren und bekam zwei Jahre später eine kleine Schwester. Laut meiner Mutter und mit Blick auf all die Fotos aus der Vergangenheit hatten wir eine schöne Kindheit, uns mangelte es scheinbar an nichts.

Leider war es so, dass mein Vater Alkoholiker war. Das machte das Zusammenleben in dieser Familie sehr schwierig. Ich kann nicht viel über meinen Vater sagen; da gibt es nur sehr wenige Erinnerungen. Ich erinnere mich an viel Geschrei (wenn meine Mutter mal wieder leere Flaschen im Garten oder im Haus fand) und viele Tränen. Ich habe den Eindruck, dass meine Schwester diese Auseinandersetzungen nie so richtig mitbekommen hat, ich hingegen leider schon und ich kann nur sagen, dass es mich sehr traurig und verzweifelt gemacht hat.

Meine Mutter hat immer versucht, dafür zu sorgen, dass es uns gut ging. Sie vertuschte dazu vieles, so dass kein Außenstehender merkte, was wirklich bei uns los war. Das jedenfalls dachte sie ... Sie war diejenige, die mit uns zum Beispiel Ponyreiten ging, wenn unser Vater mal wieder zu betrunken war, um sein Versprechen einzulösen.

Meine Mutter ist schon damals eine sehr starke Frau gewesen, die es nicht besser hätte machen können. Sie hat sich für uns Kinder aufgeopfert, hat viel gearbeitet und traurigerweise sich selbst vergessen. Die Ehe wurde 1977 geschieden und der Kontakt zu meinem Vater brach einige Jahre später ab.

Meine Mutter, meine kleine Schwester und ich lebten für ungefähr drei Jahre alleine in einem schönen Haus mit Garten. Da meine Mutter viel gearbeitet hat, versuchte ich das große Mädchen zu sein und half ihr im Haushalt, wo ich nur konnte. Ich wollte wahrscheinlich erreichen, dass sie stolz auf mich war. Ich weiß es noch genau, ich habe es furchtbar gefunden, wenn jemand ungerecht zu meiner Mutter war, oder ungerecht über sie sprach. Ich wollte sie beschützen.

Ich hatte den ersten Rausch mit 14 Jahren, wir haben damals mit den Kindern aus dem Ort an diversen Theken gesessen und Alkohol getrunken. Das habe ich erst kürzlich beim Durchstöbern meiner alten Tagebücher herausgefunden. ( Wie gut man im Verdrängen sein kann )